Otto W. F., Der Dichter und die alten Gotter, 1942.pdf

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VITTORIO
KLOSTERMANN
FRANKFURT
AM
MAIN
W.
F.
OTTO
DERDICHTER
UND
DIE
ALTEN
GÖTTER
MTTORIO
KLOSTERMANN
·
FRANKFURT
AM
MAIN
Alle
Rechte
insbesondere
das
der
Übersetzung
vorbehalten
Druck
von
H.
Laupp
jr
in
Tübingen
Printed
in
Germany
1942
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4
f
9
I.
TEIL
GOETHE
UND
HÖLDERLIN
»
·
4
·
.
.
·
.
*
KAPITEL
I
I.
9
Wenn
der
Funke
sprüht,
Wenn
die
Asche
glüht,
Eilen
wir
den
alten
Göttern
zu.“
(Goethe,
Die
Braut
von
Korinth.)
r
%
Das
Mädchen,
das
auf
Wunsch
ihrer
christlich
gewordenen
Mut­
ter
den
Schleier
genommen
und
auf
den
Bräutigam
verzichtet
hatte,
findet
im
Grab
keine
Ruhe.
Das
unerfüllte
Sehnen
treibt
sie
in
die
Arme
des
Geliebten,
der
nun
mit
ihr
in
den
T
i
muß,
und
ihr
letzter
Wunsch
an
die
Mutter
ist,
mit
ihm
nach
altem
Brauche
verbrannt
zu
werden
und
so
zu
den
Göttern
der
Väter
heimzukehren.
De:
tn
Goetheschen
Gedichte
liegt
eine
angeblich
wahre
Ge-
schichte
zugrunde,
die ein
Zeitgenosse
des
römischen
Kaisers
Hadrian
erzählt.
Aber
zu
dem
ergreifenden
Bilde
des
Kampfes
zwischen
dem
Kreuz
und
den
alten
Göttern
hat
erst
Goethe
sie
Die
alten
Götter!
Ein
Abglanz
ihres
Geistes
trifft
auch
uns,
sei
es
auch
nur
flüchtig
wie
ein
Sonnenstrahl,
der
die
Welt
für
einen
5
Augenblick
verzaubert.
Die
Zeiten
des
Kampfes
sind
längst
vor­
über.
Die
alten
Götter
kommen
namenlos,
kaum
daß
einer
noch
weiß,
was
das
ist,
das
so
festlich
durch
sein
Leben
schreitet
und
wie
ein
Traumbild
verweht.
Sie
schonen
uns,
wie
Hölderlin
sagt,.
und
machen
uns
nicht
mehr
die
Sorge,
daß
wir
uns
entscheiden
müssen.
Nur
die
Größten
sind
hellsichtig
genug,
um
die
alten
Götter
auch
in
ihrer
Verhüllung
zu
gewahren
und
schweren
Herzens
Verzicht
zu
leisten,
wie
Schiller,
oder
mit
frommer
Einfalt
zu
glauben,
wie
Hölderlin.
Goethe aber
hat
es
gewagt,
sich
frei
zu
ihnen
zu
be­
kennen.
Und
er
war
seiner
Lebenserfahrung
so
gewiß,
daß
er
den
geistlichen
Eiferern
mit
Überlegenheit
und
gelegentlich
auch
mit
Schärfe
begegnen
konnte.
So
schreibt
er
an
Jakobi
(6.
Januar
1813),
die
himmlischen
und
irdischen
Dinge
seien
ein
so
weites
Reich,
daß
die
Organe
aller
Wesen
zusammen
es
nur
erfassen
mögen;
er
selbst
für
sich
könne,
bei
den
mannigfaltigen
Richtun­
gen
seines
Wesens,
nicht
an
Einer
Denkweise
genug
haben;
als
Dichter
und
Künstler
sei
er
Polytheist,
Pantheist
hingegen
als
Naturforscher,
und
eines
so
entschieden
als
das
andere.
Auch
dem
Christentum
gesteht
er
seinen
eigenen
Geltungsbereich
zu,
näm­
lich
das
Dasein
des
Menschen
als
sittlicher
Persönlichkeit.
Aber
der
Unbedingtheit
des
Christentums
gegenüber
ist
diese
Ein­
schränkung
von
einer
Ablehnung
nicht
weit
entfernt.
Was
ist
der
Polytheismus
des
Dichters
und
Künstlers
in
Goethe
anderes
als
ein
Bekenntnis
zu
den
Göttern
Griechenlands,
wenn
auch
das
Allgöttliche
des
Naturforschers
denselben
Rang
bean­
sprucht
;
denn
dem
vielfältigen
Geiste Goethes
erschließt
sich
die
Welt
auf
mehr
als
eine
Weise.
Am
leidenschaftlichsten
freilich
hing
er
an
Göttergestalten,
die
dem
Alleben
der
Natur
so
nahe
6
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